8 Fragen an… Prof. Dr. Fabiola H. Gerpott

Seit April 2019 ist sie Professorin für Personalführung an der WHU – Otto Beisheim School of Management und leitet dort den dazugehörigen Lehrstuhl. Ab diesem Dezember findet das Modul „Leadership – Führung verstehen und übernehmen“ an der Sports Business Academy am WHU-Campus in Düsseldorf unter ihrer Leitung statt. Vor dem Start des Moduls, das sowohl unter den Teilnehmern des General Management Programs als auch des Excellence Programs besonders gefragt ist, haben wir die Chance genutzt und Prof. Dr. Fabiola Gerpott interviewt – eine Frau, die selbst leidenschaftliche Sportlerin ist.

Warum sind Sie der Meinung, dass wir vom Sport viel über Führung lernen können?

Im Moment hört und liest man viel über “New Leadership”, “situative Führung” und “Führung auf Distanz”. In vielen Sportarten sind das alltägliche Konzepte: Es geht um Inspiration ohne sich auf Positionsmacht ausruhen zu können, schnelle Führungswechsel je nachdem wer gerade die beste Leistung liefern kann und die Entwicklung eines Wir-Gefühls im Team, welches in Wettkampfsituationen auch ohne viel Kommunikationsmöglichkeiten eine gute Koordination sicherstellt. Auch im Individualsport kann man einiges über (Selbst-)Führung lernen. In meiner Jugend habe ich Triathlon als Leistungssport betrieben und dort schnell gesehen, dass neben Durchhaltevermögen vor allem das Zusammenspiel verschiedener Fähigkeiten statt Spezialistentum zum Erfolg führen.

Blicken wir gemeinsam zurück: Wie ging es damals für Sie weiter?

Zunächst habe ich nach meinem Abitur meinen Bachelor of Science in Wirtschaftspsychologie an der Ruhr-Universität Bochum gemacht – ein Programm in dem auch gezielt Spitzensportler Studienmöglichkeiten gegeben werden. Es folgte der Master-Abschluss in Corporate Management & Economics von der Zeppelin Universität Friedrichshafen. Über die nächsten drei Jahre habe ich auf den zweifachen Doktortitel hingearbeitet – in Business Administration von der Universität Bremen und in Organisationspsychologie von der Vrije Universität Amsterdam.

Um Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Zielgruppen zu sammeln, war ich zudem als Dozentin in Programmen im Ausland tätig, u.a. an der Vrije Universiteit in Amsterdam, dem Trinity College Dublin, der Rotterdam School of Management, der GSOM Universität Sankt Petersburg sowie der Universität Goa.

Welche Fächer unterrichten Sie derzeit an der WHU?

Das Schöne an meinem Job ist, dass ich sowohl Teilnehmende des Full-Time MBA-Programms (FTMBA) unterrichte als auch Bachelor-, Master- und PhD-Studierende. Dabei sind die Kursthemen breit gefächert – von „Leadership Essentials“ über „Organizational Behavior“ bis hin zu „Managing the Human Side of Organizations“.

Was genau erwartet Teilnehmer des SPOAC-Moduls „Leadership“?

Das dreitägige Modul „Führung verstehen und übernehmen“ zielt darauf ab, künftige Führungskräfte sowie erfahrene Manager dazu zu befähigen, sich selbst und andere effektiver zu führen. Im ersten Schritt wird grundlegendes Leadership-Wissen vermittelt und zur Selbstreflexion, unter anderem mithilfe eines Profiling-Tests, angeregt. Lernkonzepte wie Fallstudien, Team-Challenges und Gastvorträge von erfolgreichen Akteuren aus dem Sportbusiness machen persönliche Präferenzen, Prinzipien und Führungsstile erfahrbar.

Ein besonderer Fokus liegt zudem auf den spezifischen Herausforderungen der Teilnehmenden. Wofür stehe ich als Führungskraft? Oder: Wie führt man Kollegen ohne Weisungsbefugnis richtig?

Parallel zu der laufenden Lehre: Für welche drei Forschungsbereiche interessieren Sie sich aktuell besonders?

Zum einen forsche ich zum Thema Leadership und Kommunikation in virtuellen Meetings. Welche neuen Symbole und Aktivitäten benutzen Führungskräfte, um in einem hybriden Setting Einfluss auszuüben? Zweitens beschäftige ich mich mit Selbstmanagement in Zeiten von Home Office und Kommunikationsüberfluss. Drittens interessiere ich mich für Führung im Kontext von künstlicher Intelligenz – was passiert, wenn Algorithmen immer mehr Führungsaufgaben übernehmen?

Zieht es Sie nach wie vor ins Ausland?

Ja, als internationale Wissenschaftlerin möchte ich mein Wissen stets auf dem neuesten Stand halten. Daher führe ich auch weiterhin regelmäßig Forschungsaufenthalte durch, unter anderem in Großbritannien, Irland und in Australien. Falls es die Pandemie-Lage erlaubt steht im Januar die nächste große Konferenz in Glasgow an.

Sie haben bereits sehr viel veröffentlicht. Gibt es einen Artikel, den Sie den Sportbusiness-Führungskräften von morgen gezielt ans Herz legen möchten?

Wir haben gerade einen Artikel darüber geschrieben, ob der Wechsel des Kapitäns in Fußballteams einen Einfluss auf die Motivation und den Erfolg des Teams hat. Das Manuskript befindet sich noch im Review-Prozess, aber so viel kann schon verraten werden: Journalisten sind hier deutlich optimistischer in der Einschätzung als aufgrund der Zahlen gerechtfertigt wäre!

Noch eine persönliche Frage zum Schluss: Haben Sie neben der Forschung und Lehre heutzutage auch noch Zeit für Sport?

Ja, ich bin leidenschaftliche Ashtanga-Yoga-Lehrerin, fahre immer noch gerne Rennrad und mache Krafttraining im Fitnessstudio auf dem Campus. Daraus ziehe ich sehr viel Energie für die täglichen Herausforderungen.

Vielen Dank für das Interview und Ihnen einen guten Start an der SPOAC!


Dein Weg zum Leadership-Modul

Kurzentschlossene aufgepasst: Es gibt noch einige wenige Restplätze für (kommenden) Führungskräfte, die vom 1. bis zum 3. Dezember 2021 Interesse an einer einzelnen Weiterbildungsmaßnahme haben. Hier geht’s zu den Kursinformationen und zur Anmeldung im Rahmen des so genannten Excellence Programs.

Auch 2022 wird das Modul „Leadership“ wieder fester Bestandteil des General Management Programs (GMP) sein, das insgesamt neun Module über den Zeitraum von einem Jahr umfasst. Anmeldungen für den nächsten GMP-Jahrgang – inklusive dem ersten SPOAC-Modul in New York im Mai, ein absolutes Highlight – werden noch bis Mitte Februar entgegengenommen.